Die Fusion der beiden großen deutschen Finanzinstitute Deutsche Bank und Commerzbank geht nun schon einige Tage als Thema übers Parkett. Doch was genau ist dran? Welche Pläne haben Deutsche Bank und Commerzbank tatsächlich? Die Vorstände beider Banken haben sich hierzu bereits geäußert.
Commerzbank-Chef Martin Zielke: „Schneller ist besser!“
Auf dem European Banking Congress am 16. November in Frankfurt sprach Commerzbank-Chef Martin Zielke aus, was wohl Consens in beiden Großbanken ist. „Größe ist nicht immer besser. Schneller ist besser.“ ist dabei nicht nur eine Floskel für die nachrichtenhungrigen Journalisten. Die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank haben aktuell genug mit ihren Hausaufgaben zu kämpfen. Diese lauten Strukturveränderung des Geschäftsmodells und sind dem größten Veränderungsprozess der deutschen Wirtschaft seit Jahrzehnten geschuldet: Der Digitalisierung. Hier fließen bei beiden Instituten Energien und vor allem auch Gelder und lassen wenig Raum für andere Themen wie den möglichen Zusammenschluss der beiden deutschen Top-Institute.
Cerberus: ein spannendes Spiel kündigt sich an
Bei den Überlegungen zur Fusion Deutsche Bank / Commerzbank macht man sich auch außerhalb der beiden Finanzinstitute massive Gedanken. Der US-Finanzinvestor Cerberus ist an beiden Banken beteiligt. Sein Einstieg bei der Deutschen Bank wurde vor Kurzem bekannt gegeben. Die Beteiligung von Cerberus an der Commerzbank besteht schon länger. Die Beteiligung an der Deutschen Bank nährt nun freilich die Gerüchte über einen nahenden Zusammenschluss, geht man doch davon aus, dass Cerberus nun auf beide Banken Einfluss nehmen wird, um die Fusion voranzutreiben.
Bereits vor einem Jahr kochte das Gerücht um einen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank hoch. Das manager magazin berichtete im Jahr 2016 davon. „Die Überlegungen waren theoretisch und also in einem sehr frühen Stadium“ soll man von der Deutschen Bank vernommen haben. Quellen wurden jedoch nicht genannt. Auf eine Anfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hin war jedoch von beiden Instituten keine Stellungnahme zu erwirken. Später war zu diesem Sommerflirt zu hören, dass man sich vordringlich den eigenen Hausaufgaben widme. Offensichtlich sind die Hausaufgaben doch etwas umfangreicher, dauert deren Erledigung auch noch 2017 an. Man darf gespannt sein, ob die beiden Schöler das Klassenziel erreichen werden.
John Cryan: nicht abgeneigt
John Cryan – Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank – wäre wohl grundsätzlich interessiert, mit seinem Amtskollegen Martin Zielke anzubandeln. Der Grund für eine eher zustimmende Haltung sieht man in dem Zuwachs an Möglichkeiten, die anstehenden aufwändigen Aufgaben gemeinsam anzugehen. Banken in USA und China sind aufgrund ihrer höheren Gewinne eher dazu in der Lage, Investitionen zu tätigen. Auch könnten diese neue Geschäfte leichter zu Anschub subventionieren. Investitionen in neue Technologien sieht man in Deutschland noch immer als eine Herausforderung für viele Finanzinstitute.
John Cryan sieht in der Digitalisierung Chancen und vor allem Veränderungen. So bietet eben die Digitalisierung die Option, das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank mit jenem der Postbank-Tochter unter Beibehaltung der beiden Marken auf eine gemeinsame technische Plattform zu bringen. „Die Aufgaben und Funktionen der Mitarbeiter werden sich ändern“ kündigt an, was dabei mitschwingt: Arbeitsplätze werden wegfallen, vor allem in Aufgabenbereichen, welche sich zur Standardisierung, will sagen zur Automatisierung eignen. Was es auch ausdrückt: Die Digitalisierung bietet Chancen zur Vereinheitlichung von Arbeitsprozessen, langfristig also zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit der Deutschen Bank.
Neue Digitale Dienstleistungen der Deutschen Bank
John Cryan sieht jedoch noch weitere Chancen in der Digitalisierung. Mehr und mehr Digitale Dienstleistungen sollen das Produktportfolio der Deutschen Bank ergänzen. Dabei möchte John Cryan dem bisherigen Drei-Säulen-Modell treu bleiben. Die Deutsche Bank steht in ihrem Heimatmarkt Deutschland auch weiterhin für Vermögensverwaltung, Kapitalmarktgeschäft und Privatkundengeschäft.
John Cryan: Niedrigzinsen sind Geißel der deutschen Banken
Den vorhin bereits benannten Wettbewerbsnachteil der geringen Reserven für Investitionen sieht John Cryan nicht nur der Digitalisierung mit ihren kräftezehrenden Kosten geschuldet. Er sieht vor allem die Niedrigzinsen als eine der wesentlichen Ursachen für die anhaltende Ertragsschwäche der deutschen Banken. Ergeben sich hier Änderungen zu einem höheren Zinsniveau, ergäben sich wieder bessere Möglichkeiten für Erträge der Banken.
Einen Strich durch die Rechnung macht hier Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Er verkündete kürzlich das Szenario einer noch eine ganze Weile anhaltenden Situation der Niedrigzinsen. Da hilft es wenig, wenn der Notenbanker von einem sich selbst tragenden Wirtschaftswachstum spricht. Eine Erholung des Welthandels wird sicherlich auch und gerade der deutschen Wirtschaft helfen, doch können die deutschen Banken aufgrund der niedrigen Zinsen hiervon nur sehr bedingt profitieren. Bei seinem Wunsch nach einem steigenden Lohnniveau in Europa kann man geteilter Meinung sein. Sein Hinweis, dass ein geldpolitischer Reiz immer noch notwendig sei, leitet eine Reduzierung der Anleihekäufe ein.
John Cryan: Altlasten werden entsorgt
Fortschritte sieht John Cryan bei der Aufarbeitung der Altlasten, den Problemkrediten. Die aus den Problemkrediten erwachsenden Risiken haben offenbar nicht mehr den Impact auf unser Finanz- und Wirtschaftssystem wie noch vor Jahren. Mario Draghi bestätigt dies. „Die Widerstandsfähigkeit der Banken hat zugenommen.“ hörte man ihn sagen. Jean Lemierre, Verwaltungsratsvorsitzende der französischen BNP Paribas, muss der Sicht Draghis vom Wandel der Systemischen Risiken aus dem Bankensektor hin zu Risikoinseln seinen Cassandraruf anhängen: „Die Anleger gehen Risiken ein, die nicht eingepreist sind.“ Jean Lemierre sieht überzogene Vermögenspreise auf den Immobilienmärkten, jedoch nicht nur dort.
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