Die vegane Lebensweise ist groß in Mode – die einen verfolgen diesen Trend, weil er einfach ein solcher ist, die anderen, weil sie ein gutes Gewissen gegenüber Tieren haben wollen. Die Lebensmittelindustrie hat diesen Trend ebenfalls erkannt und richtet ihr Angebot auf die Bedürfnisse der vegan lebenden Menschen aus. Davon profitieren letzten Endes sogar deren Aktien.
John B. Sanfilippo & Son: Nüsse als Alternative?
Der Hersteller von Nüssen verschiedener Art – John B. Sanfilippo ist sogar einer der größten seiner Art in den USA – hat erkannt, dass Nüsse zur veganen Lebensweise dazugehören. Sie schmecken, sind gesund, weil sie das Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes senken und werden gern als „Gold der Veganer“ bezeichnet. Der Umsatz des Unternehmens steuert auf die eine Milliarde US-Dollar zu, der Aktienkurs stieg in den letzten fünf Jahren um etwa 500 Prozent.
Produkte nicht nur für Veganer: Omega Protein Corporation
Dieses Unternehmen aus den USA bietet Aktienkäufern gute Renditechancen, denn es befindet sich ein einem kontinuierlichen Aufwärtstrend. Der Aktienkurs hat sich somit binnen eines Jahres sogar verdoppelt! Das Unternehmen spricht mit seinen Produkten allerdings nicht nur Veganer an, denn auch alle anderen möchten gesunde Lebensmittel bekommen. Hier kommen Omega-3-Fettsäuren ins Spiel, die besser bekannt sind als Fischöl.
Das Tochterunternehmen Nutegrity bietet Zutagen an, die Proteine aus Pflanzen sowie Antioxidantien enthalten und damit gesund sein sollen. Der Verkauf der Produkte stimmt, die Umsatz- und Gewinnzahlen des Unternehmens steigen kontinuierlich an.
Die weiße Welle der WhiteWave Foods Company
WhiteWave Foods stammt eigentlich aus dem Dean Foods Konzern und wurde hier ausgegliedert. Das Unternehmen bietet Getränke und Lebensmittel an, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie werden auf Basis von Pflanzenprodukten hergestellt. In erster Linie geht es darum, eine Alternative zu Milch zu schaffen, Veganer sind hier neben Milcheiweiß-Allergikern eine weitere Zielgruppe. Die Performance des Unternehmens liegt bei 150 Prozent in den letzten fünf Jahren. Dafür war es allerdings nötig, sich den Vegan-Profi Vega zu schnappen.
Hierzu gibt es übrigens einen spannenden Exkurs in die Welt der Firmenübernahmen und Fusionen:
Im Jahr 2009 kaufte der bekannte Konzern Danone die Marken Alpro und Provamel von Dean Foods auf. Der Konzern zog sich aber schon bald wieder aus dem Geschäft mit dem Soja zurück und trat die beiden genannten Marken an WhiteWave Foods ab. Nun geht es für diese wieder zurück und Danone will sie wieder aufkaufen.
Das Hin und Her mit den Marken ist die eine Seite, die andere Seite ist die Übernahme des Unternehmens Vega. Um den Hintergrund zu verstehen, formulieren wir die nötigen Informationen als „W-Fragen“, die auch von einem wirtschaftswissenschaftlichen Laien zu verstehen sind. Zuerst einmal:
Was ist eine feindliche Übernahme? Wie funktionieren feindliche Übernahmen?
Eine feindliche Übernahme ist der Aufkauf eines Unternehmens über die Aktienmehrheit. Das heißt, der Interessent kauft die Aktien ohne Wissen oder Zustimmung des Managements und kommt so in die Lage, die Kapitalmehrheit und damit Entscheidungsbefugnisse zu haben. Die verbleibenden Aktionäre können dann ein Übernahmeangebot unterbreitet bekommen, wobei die sogenannten schwarzen Ritter (die Käufer) einen höheren Preis bieten, als die Aktie tatsächlich noch wert ist.
Wie aus Übernahmen Partnerschaften werden
Ist die Übernahme vollzogen, kann sich daraus durchaus eine Partnerschaft ergeben, wie bei den Unternehmen WhiteWave Foods und Vega. Wenn die Mitarbeiter ihre Positionen behalten und bestenfalls auch das Management in das gemeinsam geführte Unternehmen integriert wird, kann aus der bloßen Übernahme eine Partnerschaft werden. Dann sollten sich allerdings auch die Unternehmensziele gleichen bzw. wenigstens ähneln.
Im Gegenzug dazu kann aus einer feindlichen Übernahme auch eine weniger erfreuliche Angelegenheit für alle Beteiligten werden. Dann nämlich, wenn der Unternehmenszusammenschluss dem Abbau von Kapazitäten dienen soll, die nun nicht mehr benötigt werden. Dann werden Mitarbeiter entlassen und Firmen teilweise in ihre Einzelteile zerlegt. Einzelne Betriebe werden verkauft, auch Grundbesitz kann veräußert werden. So wird das Unternehmen praktisch eingeschmolzen, bis nur noch der innere – und für das übernehmende Unternehmen lukrativste – Kern übrig ist.
Eine weitere Übernahme fand auch bei folgenden Unternehmen statt:
Hain Celestial Group und Mona Group
Die Aktien der Hain Celestial Group weisen eine beeindruckende Performance auf: Innerhalb von fünf Jahren stieg die Vegan-Aktie um 160 Prozent. Hain Celestial konnte sich in Europa vor allem durch die Übernahme der Mona Group stärken, dabei handelt es sich um einen Spezialisten auf dem Gebiet der veganen Ernährung. Angeboten werden von Mona unter anderem Joghurts und Tofu, die in erster Linie in Europa sowie im Mittleren Osten verkauft werden.
Hain hat neben der Mona Group einen ganzen Unternehmensverbund aufzuweisen, der unter anderem aus Avalon Organics, Alba Botanica und JASON besteht. Solche Fusionen bringen alle beteiligten Firmen wirtschaftlich weiter. Doch dabei stellt sich die Fragen:
Wer kontrolliert Fusionen?
Ein Unternehmen kann nicht einfach so eine andere Firma schlucken oder aufkaufen, Fusionen und Übernahmen unterliegen der Genehmigung durch die Kartellbehörden im Inland sowie in der Europäischen Union. Die Genehmigung erfolgt auf nationaler oder internationaler Ebene, teilweise auch nur auf nationaler und europäischer Ebene. Überschreiten die Fusionen Landesgrenzen, muss ein übergeordnetes Kontrollorgan wirksam werden. Damit wird verhindert, dass ein neues Unternehmen entsteht, welches den Weltmarkt allein beherrschen könnte. Kartellbehörden bestehen oft darauf, dass Teile der Unternehmen verkauft werden oder dass Tochtergesellschaften abgestoßen werden müssen.
Warum können Fusionen scheitern?
Die Antwort auf die Frage nach dem Kontrollorgan für Fusionen bringt auch die Antwort, warum Fusionen scheitern. Denn wenn eine Tochtergesellschaft abgestoßen werden muss, die vielleicht besonders lukrativ war oder um die es bei der Fusion überhaupt geht, so gibt es vielfach für den Zusammenschluss der Unternehmen keinen triftigen Grund mehr. Grunde, warum Fusionen scheitern, sind aber noch weitreichender und die Schuld liegt selbstverständlich nicht immer beim Kartellamt – auf welcher Ebene auch immer. Häufiger Grund für das Scheitern ist auch der, dass die erhofften Synergieeffekte ausbleiben. Teilweise werden Strategien nicht konsequent genug verfolgt oder der Markt verhält sich anders als vorgesehen.
Bei unserem Beispiel der vegan orientierten Unternehmen könnte sich das Scheitern dadurch ergeben, dass die Zielgruppe plötzlich wegfällt oder deutlich geringer ausfällt. Wenn der vegane Trend nun kein solcher mehr ist, gibt es für die fusionierten Unternehmen keine Basis mehr. Teilweise sind auch eher profane Dinge schuld am Scheitern der Fusion: Wenn das gewünschte Geld nicht fließt oder wenn die Unternehmenskulturen zu verschieden sind und die Integration unmöglich wird, haben Übernahmen und Fusionen keine Chance.
Wie viele Fusionen scheitern?
Insgesamt wird davon ausgegangen, dass rund zwei Drittel aller Fusionen scheitern. Eine recht ansehnliche Zahl, in die aber auch solche Vorgänge mit einfließen, wie beim oben bereits erwähnten Danone-Konzern, der seine beiden Marken wieder zurückkauft. Ausgliedern, übernehmen, eingliedern – diese Vorgänge sind grundverschieden, stehen aber miteinander im Zusammenhang. Und manchmal endet die Fusion eben dort, wo sie begonnen hat und das sogar, ohne dass die beteiligten Unternehmen Schaden genommen hätten.
Was sind Fusionen und Übernahmen?
Da wir nun die ganze Zeit von Fusionen und Übernahmen gesprochen haben, möchten wir an dieser Stelle doch noch einmal auf die Begriffsklärung eingehen und erklären, was Fusionen sind. Daher die Frage: Was bedeutet Fusionen?
Die Antwort:
Die feindliche Übernahme eines Unternehmens wurde bereits weiter oben erklärt. Eine Fusion hingegen ist die Verschmelzung zweier Unternehmen, wobei eines die Schulden ebenso wie das Vermögen des anderen Unternehmens übernimmt. Die Fusion ist zuvor bekannt und wird nicht heimlich vorbereitet. Möglich ist auch die Neubildung eines Unternehmens aus dem Zusammenschluss zweier Firmen.
Gründe für Fusionen sind das Streben nach einer besseren Marktstellung, nach einer günstigeren Produktionsform, nach einer Konzentration des Kapitals sowie nach Diversifikation.
Was ist bei Fusionen zu beachten?
Zumindest ein Unternehmen verliert seine wirtschaftliche und rechtliche Selbstständigkeit, Vermögen und Schulden werden übertragen. Eine Fusion ist immer eine bedenkliche Situation im Sinne der Wettbewerbspolitik, daher ist die Kontrolle durch das Bundeskartellamt sowie durch Kartellämter auf europäischer oder internationaler Ebene wichtig. Fusionen werden für die Aktiengesellschaft in §§ 339 – 358 a AktG und für die GmbH in den §§ 19 – 35 KapEhrG geregelt.
Herbalife: Wellness für Veganer
Gehen wir weiter in der Liste der Aktien, die dank des veganen Trends für Anleger interessant geworden sind. Hier ist an fünfter Stelle Herbalife zu nennen. Das Unternehmen stammt aus den USA und produziert Diätmittel sowie Nahrungsergänzungsmittel. Diese Produkte sollen beim Abnehmen helfen und sind vegan produziert. Milch- und Protein-Mixgetränke auf veganer Basis machen einen großen Teil der Angebotspalette aus. Herbalife steht aber auch für Wellnessprodukte sowie für ein umfassendes Marketing über diverse Netzwerke.
Vegetarier und Koninklijke
Aus den Niederlanden kommt das Unternehmen Koninklijke Wessanen. Die Firma mit dem recht komplizierten Namen hat sich auf die Produktion von Lebensmitteln auf vegetarischer und organischer Basis spezialisiert. So werden Naturkost, Dips und diverse Käsesorten angeboten, die teilweise unter dem Markennamen Bjorg geführt werden. Die Geschäfte liefen zuletzt sehr gut – was sich natürlich auch in der Performance der Aktien niederschlägt. Diese konnten sich um bis zu 240 Prozent in den letzten fünf Jahren steigern. Eine klare Kaufempfehlung, sagen Experten.
Biowissenschaft bei Chr. Hansen Holding
Vegan ist nicht automatisch das, was auf der grünen Wiese wächst. Die Biowissenschaft hat hier längst Einzug gehalten und bietet mit Chr. Hansen Holding einen Spezialisten in der Gesundheits- und Ernährungsbranche. Das Unternehmen stammt aus Dänemark und kann sich über eine sehr gute Performance seiner Aktien freuen. In den vergangenen fünf Jahren wurden hier Zuwächse der Kurse um bis zu 230 Prozent erreicht.
Allerdings spricht das Unternehmen nicht explizit nur Veganer an, seine Produkte kommen überall in der Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz. Vorrangig werden Milchkulturen und Milchenzyme hergestellt, die aber unter anderem für die vegane Ernährung und Produktion der Lebensmittel von Bedeutung sind.
Prebiotika für Veganer von der Freedom Foods Group
In Lebensmitteln sind immer auch prebiotische Bestandteile enthalten, das sind Bestandteile, die nicht verdaut werden können. Sie sollen die Verdauung des Menschen günstig beeinflussen und so eine gesündere Lebensweise ermöglichen. Die Freedom Foods Group hat sich genau auf diesen Bereich gegeben und stellt Nahrungsmittel sowie Ergänzungsmittel her, in denen auf Weizen und Gluten verzichtet worden ist. Damit am Ende alles noch verdaulich und genießbar bleibt, setzt die Gruppe vor allem auf die genannten Prebiotika.
Die Vegan-Aktien des Unternehmens laufen sehr gut – die Performance der letzten fünf Jahre liegt hier bei sagenhaften 1300 Prozent. Das australische Unternehmen punktet damit nicht nur in Bezug auf die Gesundheit der Menschen, sondern vor allem finanziell.
Probiotika von der Biogaia AB
Nicht nur Prebiotika, sondern auch Probiotika sind wichtig und stellen eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre und Jahrzehnte dar. Dabei ist diese Entdeckung vor allem finanziell gesehen überaus interessant, wie die Performances der Aktien beteiligter Unternehmen zeigen. Hier reiht sich auch die Biogaia AB aus Schweden ein, ein Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie, welches auf Probiotika und deren Herstellung setzt.
Produziert werden probiotische Nahrungsmittel, die die Verdauung verbessern sollen, indem die gesamte Darmflora unterstützt wird. Tabletten zum Kauen oder Nahrungsergänzungsmittel in Tropfenform werden hergestellt und sollen den Menschen gesünder leben lassen. Das Unternehmen hat damit in den letzten zwanzig Jahren großen Erfolg und konnte sich auf dem Weltmarkt der Probiotika an die Spitze setzen.
Bio-Supermärkte à la Whole Food Markets
Das Unternehmen Whole Food Markets gilt als größte Bio-Supermarktkette in den Vereinigten Staaten und hängt sich an den veganen Trend an. Nicht nur, dass Bio-Feinkost und überhaupt biologisch angebaute Lebensmittel einen Großteil der Speisen ausmachen, die von diesem Unternehmen verkauft werden. Jetzt sind es auch noch vegane Lebensmittel, die hier mit großem Erfolg im Angebot sind.
Bis jetzt gibt es etwa 400 dieser Supermärkte, die spezielle Produkte für Vegetarier und nun auch für Veganer anbieten. Natürlich sind die Aktien des Unternehmens ständig im Steigen begriffen und gelten als ausgezeichnete Kaufempfehlung. Der Trend, gesünder zu leben und sich vegan zu ernähren, kann hier beim Einkaufen direkt nachvollzogen werden, was zu immer neuen Investitionen inspiriert.
Was bedeutet das alles für Anleger?
Ob feindliche Übernahmen oder friedliche Fusion – für den Anleger spielt es letzten Endes keine Rolle, warum ein Unternehmen so erfolgreich ist oder ob nicht nur eine Firma hinter den Aktien steht, sondern ob kurzerhand aus zwei eins gemacht wurde. Der aktuelle Veggie-Trend beschert den Aktien der vegan orientierten Unternehmen in jedem Fall Höhenflüge. Angesichts der Tatsache, dass in diesem Erfolgsbereich immer mehr Unternehmen an den Start gehen, dürften Fusionen und Übernahmen theoretisch nicht so schnell zum Problem werden. Denn eine Schwierigkeit bei Fusionen kann da Kartellamt sein, das der Meinung ist, dass beim Zusammenschluss zweier erfolgreicher Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung eingenommen wird und der Wettbewerb keine Chance mehr hat.
Doch die „veganen Unternehmensgründer und Geschäftsführer“ haben immer wieder neue Ideen, mit denen sie ihre Firmen vorantreiben können. Insofern können sogar Klagen erfolgreich sein, bei denen die Verbote des Kartellamts angefochten werden sollen. Die letzte Instanz ist übrigens auch nicht das Kartellamt: Selbst für den Fall, dass das Gericht zugunsten des Urteils entscheidet und das Verbot einer Fusion aufrechterhält, kann der Bundeswirtschaftsminister immer noch eine spezielle Erlaubnis erteilen. Damit kann das Verbot aufgehoben werden.
So etwas wird durchgeführt, wenn die Fusion oder Übernahme zwar wettbewerbstechnisch bedenklich sein könnte, jedoch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sinnvoll erscheint. Wenn also zwei kleine Unternehmen fusionieren wollen und dadurch eine Unternehmensgröße erreichen, die auf dem internationalen Markt mehr Chancen hat, kann die Ministererlaubnis vergeben werden. Allerdings gilt das nur bundesweit – bei Überschreiten der Grenzen muss das europäische Kartellrecht berücksichtigt werden. Dann sind die Behörden in Brüssel für die letzte Entscheidung zuständig.
Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen gesund leben wollen und sich vegan ernähren, dürften die Aktien der Herstellerunternehmen durchaus eine gute Wahl sein. Wer also investieren möchte, sollte sich diese Aktien einmal genauer ansehen, die Performance der vergangenen fünf Jahre spricht für eine kontinuierliche Wertentwicklung, die so bald nicht wieder rückläufig sein dürfte. Wer sich nicht traut, die Aktien allein in sein Vermögensportfolio aufzunehmen, sollte zumindest über die Beteiligung der Aktien in Fonds nachdenken.
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